Eine neue Studie der Universität Leipzig (Borkenhagen, Ada; Brähler, Elmar (Hrsg.): psychosozial 112 – „Intimmodifikationen“) belegt, dass immer mehr Menschen „unten ohne“ chic finden. Vor allem junge Menschen legen auf die Intimrasur Wert. Rund 2.500 Männer und Frauen wurden für die repräsentative Umfrage interviewt. Das Ergebnis: Im Alter zwischen 18 und 25 Jahren rasieren sich fast 70 Prozent den Intimbereich – Männer und Frauen gleichermaßen.
Studienleiter Prof. Dr. Elmar Brähler, Leiter der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie und Prodekan der Medizinischen Fakultät Leipzig, erläuterte die Ergebnisse der Studie in einem Interview. Demnach bestätigte er, dass bereits in einer früheren Studie ermittelt wurde, dass für 88 Prozent des weiblichen Geschlechts und für 67 Prozent der Männer die Haarentfernung an mehreren Körperteilen zum wichtigen Alltagsritual gehört – dazu zählt auch die Entfernung der Haare im Intimbereich. Damals wurden nur rund 200 Frauen und Männer befragt. Die Ergebnisse der neuen Studie zeigen jedoch, dass sich dieser Trend fortsetzt: Gut 70 Prozent der Frauen und Männer zwischen 18 und 25 stehen auf die Intimrasur und im Durchschnitt aller befragten Altersgruppen sind es immerhin über 50 Prozent, die „unten ohne“ sind. Weiterhin kam heraus, dass die intime Haarentfernung keinesfalls von Unsicherheit und wenig Selbstbewusstsein zeugt – im Gegenteil: Vor allem die jungen Männer beschrieben sich selbst als sehr optimistisch und selbstsicher.
Körperenthaarung – ein Trend der Neuzeit?
Haarentfernung war bereits vor vielen Jahrtausenden angesagt. Zu dieser Zeit rasierte man sich mit geschliffenen Steinen oder man nahm die scharfen Kanten der Muschel, um die Körperhaare zu entfernen. Die alten Ägypter haben übrigens einen Vorreiter unserer heutigen Epiliergeräte entwickelt: Sie zwirbelten Schnüre über die Körperoberfläche, so dass sich die Haare darin verfingen und ausgerissen wurden. Schon damals gab es unterschiedlichste Gründe, warum die Haarentfernung betrieben wurde: Religiöse Bräuche, ästhetische Vorstellungen oder auch der Schutz vor Parasiten veranlasste die Menschen damals dazu, ihre Haare zu entfernen. Auch wenn die hygienischen Umstände in unserem Jahrtausend nicht vergleichbar mit denen unserer Ur-Ahnen sind, geben jedoch die meisten diesen Punkt als Grund für eine blanke Scham an – das belegt ebenfalls die Leipziger Studie. Aber auch ein besseres Empfinden beim Sex spielt für einige Männer und Frauen eine Rolle bei der Haarentfernung: Ein Viertel der befragen Männer finden diesen ohne Haare besser und immerhin auch fast 15 Prozent der Frauen.
Fördert die Intimrasur auch Operationen im Intimbereich?
Auf die Frage, ob der ungebrochene Trend zu „unten ohne“ auch die Anzahl der Intim-Operationen in die Höhe schnellen lassen würde, sagte Brähler: „Mit der neuen Einsicht in den Intimbereich bilden sich auch neue Schönheitsnormen heraus. Deshalb wäre es nicht verwunderlich, dass sich deshalb mehr Frauen für chirurgische Korrekturen im Intimbereich interessieren. Schauen wir uns Zahlen an: In Großbritannien hat sich die Zahl der operativen Verkleinerungen der Schamlippen in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt. Die meisten Eingriffe erfolgten aus ästhetischen Gründen.“ Die Ergebnisse der neuesten Studie untermauern diese Einschätzung. „Generell haben wir in unserer Untersuchung unter Menschen, die sich die Körperhaare entfernen, eine liberalere Einstellung und größere Bereitschaft zu Schönheits-Operationen festgestellt. Rund ein Fünftel der Menschen, die enthaaren, haben schon mal über eine Schönheits-OP nachgedacht. Einer anderen Studie zufolge würde knapp ein Viertel der jungen Mädchen zwischen 11 und 17 Jahren eine Schönheits-Operation als Geschenk annehmen. Das betrifft natürlich auch den Intimbereich. Junge Frauen geraten auch durch die mediale Darstellung zunehmend unter Druck, einem Intimideal zu entsprechen,“ so Prof. Dr. weiter in dem Gespräch mit dem Verbraucher-Informations-Portal für Schönheit, Kosmetik und Wellness.